Tarifanwendung – Gut zu wissen – Teil 14: Das geht unter die Haut: Dry Needling und was dazu gehört

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Physiotherapie arbeitet mit nicht-invasiven therapeutischen Massnahmen. Einzige Ausnahme ist das Dry Needling. Wir zeigen, welche Rahmenbedingungen dafür erfüllt sein müssen.

Physiotherapeutische Massnahmen sind grundsätzlich nicht invasiv. Eine Ausnahme ist aber seit dem Juli 2012 zugelassen: Dry Needling. Dies ist eine Behandlungsmethode bei muskelbedingten Beschwerden. Dabei werden Nadeln in die zu behandelnden Muskel eingeführt, allerdings ohne dabei eine Flüssigkeit zu injizieren. Daher stammt auch der Name: «dry needling» bedeutet «trockenes Nadeln».
Die Schweizerische Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) empfiehlt den Kantonen seit 2012, Physiotherapeut:innen zur Anwendung des Dry Needling zuzulassen. Zwingend dabei ist, dass die Physiotherapeut:innen den erfolgreichen Abschluss der entsprechenden Ausbildung nachweisen können.
 
Erfolgreiche Weiterbildung massgebend
Wenn sich ein:e Physiotherapeut:in dazu entschliesst, Dry Needling als Behandlungsmethode anzubieten, muss sie oder er demnach die entsprechende Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen haben. Während der Ausbildung darf die erlernte Technik noch nicht an den Patient:innen angewendet werden. Zum Üben bieten sich spezifische Lerngruppen oder Qualitäts (Q)-Zirkel mit Kolleg:innen an, um bis zur Prüfung eine gewisse Routine aufzubauen.
Wer sich über die neusten Forschungsergebnisse zum Thema informieren will, findet in der Cochrane Library systematische Reviews oder hier eine Literaturübersicht.
 
Nach Abschluss der entsprechenden Ausbildung sollten die Physiotherapeut:innen daran denken, ihre Berufshaftpflichtversicherung zu informieren, dass sie neu auch Dry Needling anbieten. Allenfalls ist eine Anpassung der Deckung notwendig. Vor der Behandlung müssen die Patient:innen über die Behandlungsform aufgeklärt werden. Zudem ist explizit die Einwilligung der Patient:innen zur Anwendung von Dry Needling nötig.
 
Zusätzliches Material notwendig
Für das Dry Needling ist zusätzliches, teils spezifisches Material notwendig. Nicht nur werden die speziellen sterilen Einwegakupunkturnadeln benötigt, sondern auch separates Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe sowie ein Kanülensammler, um die gebrauchten Nadeln sicher und vorschriftsgemäss zu entsorgen. Zudem sollten immer Tupfer und allenfalls Pflaster griffbereit sein, sollte es einmal zu kleineren Blutungen kommen.
Weiter sollte bedacht werden, dass Dry Needling ein (minimal)invasives Verfahren ist. Es besteht dabei immer ein gewisses Risiko für Verletzungen oder Infektionen. Auch wenn dieses klein ist, ist es dennoch wichtig, die Hygienemassnahmen besonders streng einzuhalten.
 
Weiterführende Links
 
Weitere Teile aus unserer Serie «Gut zu Wissen» rund um die Tarifanwendung und ihre Tücken finden Sie hier.
 
(© Bild: Physioswiss)